Review< Zurück 20.04.2010
Von Max Werschitz
Noch einmal live aus New York berichtet Max Werschitz über die garantiert coolste Comic-Verfilmung des Jahres. "I can't read your mind, but I can kick your ass": man muss keine Superkräfte haben um ein Superheld zu sein - oder es zumindest zu versuchen.
Dave Lizewski (Aaron Johnson) geht in New York auf die High School und fällt weder dort noch sonst irgendwo wirklich auf - er ist nicht besonders gutaussehend, nicht besonders sportlich, nicht besonders clever, nicht besonders witzig; seine einzige herausragende Fähigkeit scheint die zu sein von Mädchen konstant ignoriert zu werden. Die ortsansässigen Straßenrowdies ignorieren ihn dafür umso weniger und knöpfen ihm immer wieder Geld und Handy ab.
Aber immerhin hat er zwei gute Freunde mit denen er gerne im Comicladen rumhängt, und dort kommt ihm eines Tages die Idee: Warum hat eigentlich noch niemand versucht in der realen Welt Superheld zu werden? Weil man dazu Superkräfte braucht, sagen seine beiden Kumpels, aber was ist mit Batman, der ist doch auch ein ganz normaler Kerl (OK, mit viel Geld)?
Die Idee geht ihm nicht aus dem Kopf, und so bestellt er sich per Internet ein Kostüm und Schlagstöcke, beginnt heimlich zu trainieren, und auch ein Name ist schnell gefunden und per MySpace publiziert: Kick-Ass. Daraus wird jedoch relativ bald ein waschechtes "ass kicked" – seine erste selbst auferlegte Bewährungsprobe, die eher spontane Konfrontation zweier Autodiebe, geht gewaltig schief.
Doch Dave gibt nicht auf. Einige Zeit später rettet er durch eine Mischung aus Mut, Glück und verbissener Durchhaltekraft einen Mann vor einer üblen Schlägertruppe, und Dutzende Leute sehen dabei zu. Ein Video seiner Heldentat landet auf YouTube, und Kick-Ass ist das Thema Nr. 1 in sämtlichen Medien.
Als Dave für seine Angebetete, die ihn leider für schwul hält aber deswegen immerhin Zeit mit ihm verbringt, eine weitere Heldentat à la Kick-Ass bewerkstelligen will erkennt er mit einem Schlag was er sich da wirklich aufgehalst hat, und wird im letzten Moment von zwei anderen "Superhelden" namens Big Daddy (Nicolas Cage) und Hit Girl, dessen 11jährigen Tochter, gerettet. Die beiden sind in einer eigenen Liga und haben ihren eigenen Plan bezüglich Verbrechensbekämpfung - ein Plan der Dave rasch in einen Strudel von Ereignissen mit echten Bösewichten (u.a.Mark Strong), korrupten Polizisten und durchaus skrupellosen sogenannten Helden zieht.
Kick-Ass ist jetzt schon einer meiner absoluten Lieblingsfilme für 2010. Eine wahrlich bombastische Mischung aus kompromisslosem Humor und kompromissloser Action, mit der nötigen Portion Selbstironie und keiner Scheu vor harten Worten und Bildern. Die Handlung zeichnet sich in der ersten Hälfte durch einen Realismus aus der es den Zusehern leicht macht sich in die Rolle von Dave / Kick-Ass zu versetzen und sich zu fragen wie es vielleicht wirklich einmal wäre selbst in ein Heldenkostüm zu schlüpfen. Dabei kommt auch das sozialkritische Hinterfragen unserer mediengeilen Voyeursgesellschaft nicht zu kurz. Sobald Big Daddy und Hit Girl stärkeres Gewicht bekommen beschleunigen sich Ereignisse,Action und Todesfälle und der Film driftet ins klassische Superhelden-Genre, wird aber immer wieder durch die bodenständige Art von Dave und seinen Freunden ausgeglichen.
Schauspielerisch sticht vor allem Nicolas Cage als schrullig-paranoider Big Daddy hervor, was dadurch verstärkt wird dass er sich in Punkto Diktion eindeutig an Adam West aus der alten Batman-Fernsehserie orientiert.
Eines ist sicher: sobald ich wieder zurück aus den Vereinigten Staaten und er in Österreich in den Kinos ist werde ich ihn mir ein zweites Mal ansehen. Und gegen eine Fortsetzung hätte ich auch nichts einzuwenden – der Grundstein dafür wird in der letzten Szene des Films, in der wir nach den diversen falschen und echten Superhelden so etwas wie die Geburt eines Superbösewichts ohne Superkräfte miterleben, gelegt.
Meine Wertung: |
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